Der Hauberg ist eine für Teile des Lahn-Dill-Berglandes, des Westerwaldes sowie dem benachbarten Siegerland typische Form der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung. Sie diente der Gewinnung von Gerberlohe und Holzkohle für die regional bedeutsame Eisenerzverarbeitung sowie zur Beschaffung von Brennholz. Zusätzliche zur forstwirtschaftlichen Nutzung fand aber auch eine landwirtschaftliche Nutzung statt, wie der Anbau von Roggen und Buchweizen im Jahr nach der Holzernte, sowie die spätere gemeinschaftliche Beweidung.
Überblick
Der Hauberg ist ein Eichen-Birken-Niederwald, in dem vereinzelt auch andere Baumarten eingestreut sind. Mit einer Umtriebszeit über 20 Jahre wird der Hauberg durch Kahlschlag derart ”auf den Stock gesetzt“, dass die Bäume wieder ausschlagen und der Zyklus erneut beginnt.
Mit dem Rückgang der Nachfrage nach Gerberlohe und Holzkohle hat die Bewirtschaftungsform ihre Bedeutung verloren. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden deshalb umfangreiche Flächen in Hochwaldnutzung überführt. Die noch verbliebenen Niederwaldbestände dienen fast ausschließlich der Brennholz- und Industrieholzgewinnung.
Genossenschaftliche Struktur
Die Hauberggenossenschaft ist eine Spezialform einer Genossenschaft, bei der die Genossenschaftsmitglieder gemeinsam die forstwirtschaftliche Nutzung eines bewaldeten Gebietes übernehmen. Die Hauberge sind ungeteiltes und unteilbares (ideelles) Gesamteigentum der Gemeinschaft.
Ein gewählter Vorstand führt die laufenden Geschäfte. Zu den Aufgaben des Vorstandes gehört vor allem die Organisation der Nutzung. Diese erfolgt jährlich. Dazu werden die schlagreifen Flächen ausgewiesen, in Lose unterteilt, mit einfachen Mitteln örtlich vermessen und markiert. Die Markierung sind einfache Holzpflöcke.
Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung
Als vor etwa 2.500 Jahren Eisen als Rohstoff entdeckt wurden, begann mit der Eisenzeit in Europa ein neues Zeitalter. Werkzeuge und Gerätschaften aus Eisen erwiesen sich als wirkungsvoller als solche aus Bronze, zudem war Eisen technisch leichter herzustellen. Auf ihrer Wanderung nach Norden kamen Kelten in das klimatisch eher raue Dilltal und das Siegerland, wo Eisenerzader an die Oberfläche treten. Den Kelten war die Technologie der Eisenherstellung bekannt.
In Meilern machten sie Holz zu Holzkohle, um damit in kleinen Hangöfen die hohen Temperaturen zu erreichen (über 1.000 Grad), ohne die kein Eisen zu gewinnen war. Die damals vorherrrschenden Buchenwälder der Region haben das nicht überlebt.
Denn wegen des hohen Holzbedarfs wurden die Buchen in immer kürzer werdenden Abständen genutzt, bevor sie Nachwuchs aus Samen erzeugen konnten. Ist die Buche einmal gefällt, schlägt sie nur schlecht aus dem alten Wurzelstock aus.
Besser können das Eiche und Birke. Die Eisenleute sorgen dafür, dass auch die nicht besonders groß wurden, denn zum Verkohlen reichte Armdicke. So wurde aus dem Buchen-Hochwald ein Eichen-Birken-Niederwald.
Doch nach 600 Jahren war auch dieser Wald weg. Kein Wald bedeutete auch keine Holzkohle. Wo keine Energie ist, kann man nicht schmelzen, und die Kelten zogen weiter.
Der Wald brauchte 800 Jahre, um sich von diesem Schlag zu erholen. Als er wieder ein Buchenwald war, waren es diesmal die Franken, die das Eisenerz abbauten und die Bäume fällten. Wieder wurde aus dem Hoch- ein Niederwald, wieder setzten sich Eiche und Birke durch, wieder wurden die Kahlflächen immer größer.
Um die Verwüstungen der Hauberge zu stoppen, entstand die erste ”Waldordnung“ bereits 1562 durch den Grafen Johann zu Nassau. In ihr wurden erstmals Anordnungen zur schonenden Behandlung getroffen.
Die letzte nassauische Haubergordnung vom 5. September 1805 wurde durch die Haubergordnung vom 04. Juni 1887 außer Kraft gesetzt, die bis heute die gültige Rechtsverordnung darstellt. Sie legt in 35 Paragraphen den Zweck, die Organisation und Verwaltung sowie die Staatsaufsicht für die Hauberg fest.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden aus einem Hektar Hauberg durch Lohe, Holzwerbung, Schanzen, Roggen, Roggebstroh und Hutung über eine Umtriebszeit von 18 Jahren etwa 830 Mark erwirtschaftet. Dafür fielen Arbeit und Kosten von 340 Mark an. Der Gewinn pro Jahr und Hektar betrug somit gut 27 Mark. Bei einem Wert von 3 Mark pro Tagewerk entsprach dieser Gewinn den Wert von 9 Tagewerken. Das war fast der halbe Monatslohn eines Lehrers, aber mit nur 6 Tagewerken Arbeitseinsatz erreicht. Der Hauberg trug daher erheblich zum bäuerlochen Einkommen bei.
Die Gerblohe brachte die Hälfte des Gewinnes, das Holz ein weiteres Viertel. Brotgetreide musste wegen der kargen Böden in vielen Lagen des Dillkreises, des Siegerlandes und Westerwaldes eingeführt werden. Deshalb war der Beitrag des Haubergs zur Roggenproduktion bedeutend.
Ende der 19. Jahrhunderts wurde die Eisenbahn Siegen – Köln gebaut. Da für die Erzeugung von Stahl 4 Tonnen Kohle und nur eine Tonne Eisenerz notwendig sind, wurde seit dem vermehrt Eisenerz preiswert vom Siegerland ins Ruhrgebiet gebracht. Der Bedarf an Holzkohle ging daher zuirück. Wenig später wurde auch die heimische Gerblohe durch Importe und anschließend durch chemische Produkte ersetzt.
Die wirtschaftlich Lage während der Kriegszeiten gab dem Hauberg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nochmals wirtschaftliche Bedeutung.
Danach wurde jedoch die bereits Ende des 19. Jahrhunderts begonnen Überführung in Hochwald intensiviert.
Bei den verbliebenen Niederwaldflächen ist die Holzwerbung die einzig verbliebene Nutzungsform. Mit steigenden Brennstoffkosten gewinnt der Niederwald wieder an Bedeutung. Dennoch decken die Einnahmen aus dem Holzverkauf und Jagdpacht kaum die Kosten für die Holzwerbung, des Wegebaues und der Beförsterung.
Haubergebiete im ehemaligen Dillkreis
Im „Stockbuch“ (Eigentümerverzeichnis) sind alle Hauberggenossen mit ihren Idealanteilen erfasst – Verkäufe, Vererbungen, etc. werden hier dokumentiert.
Im Hauberggebiet des Altkreises „Dillkreis“ stehen insgesamt 3.660 Hektar Genossenschaftswald im Eigentum der Hauberggenossenschaften bzw. der Waldinteressengemeinschaft.
Diese 3.660 Hektar Genossenschafts/Interessentenwald werden nur noch zu einem Teil von rd. 53% im klassischen Niederwaldbetrieb bewirtschaftet.
Die restlichen rd. 1.704 Hektar sind bereits in Hochwald umgewandelt worden und werden entsprechend als Hochwald forstlich bewirtschaftet.
Die Hauberggenossenschaften im vormaligen Dillkreis existieren bereits seit dem 16. Jahrhundert und unterliegen bis heute der gültigen Haubergordnung von 1887.
Die „Interessenwaldgemeinschaft Roth“ (bis 1974 dem vormaligen Altkreis Biedenkopf zugehörig) geht auf die „Herren von Breidenbach zu Breitenstein“ zurück.
Die „Hauberge“ als einmaliges, prägendes und kulturhistorisch bedeutsames Merkmal zu erhalten, ist eine gemeinsame Aufgabe der Eigentümer, der politischen Gemeinde und ihrer Heimatvereine und des Arten-und Naturschutzes.
Aus Wikipedia ergänzt um regionale Entwicklungen.
März 2020 Hausberg
Mai 2020 Hausberg